Merkwürdiges

Der Merle-Faktor — ein Farbphänomen

Der Merle-Faktor ist ein Fellfarbphänomen, welches bei Hunden vorkommt und vor allem im Internet begeistert zur Schau gestellt wird. Wie entsteht Merle und was ist es genau?

Shelties (rechts) ohne und (links) mit Merle-Gen
Shelties (rechts) ohne und (links) mit Merle-Gen © JACLOU-DL / Pixabay

Ganz gleich ob gepunktet oder gefleckt: Blue Merle und Red Merle zählen weltweit zu den beliebtesten Fellfarben. Der sogenannte Merle-Faktor, welcher für diese Farbvarianten im Fell verantwortlich ist, tritt in diesem Ausmaß nur bei Hunden auf. Am weitesten verbreitet sind die bunten Felle in der Colliezucht.

Doch was ist der Merle-Faktor nun genau?
Merle hellt die Grundfarbe des Fells auf. Nicht alle Farben und auch nicht alle Stellen im Fell sind davon betroffen. Auf braunem und schwarzem Fell kann es zu Aufhellungen unterschiedlichen Grades kommen. So kann aus schwarz ein grau-blau und aus braun ein rot-blond werden. Diese Aufhellung tritt nur in den seltensten Fällen gleichmäßig auf. Meist gibt es unterschiedlich getönte Flecken und Punkte im Fell.

Wie bei allen Fellfarben, ist auch Merle auf ein Erbgut in der Genetik zurückzuführen. Hierbei handelt es sich jedoch nicht direkt um ein Merle-Gen, sondern vielmehr um eine Mutation, welche nicht ganz ungefährlich ist. Braun-Locus und Silver-Locus sind die beiden Scheckungsgene, die für den Merle-Faktor verantwortlich sind. Beide beteiligen sich an der Farbstoffsynthese im Fell und beeinflussen somit die Bildung von Melanin.

Australian Shepherd mit Red-Merle
Australian Shepherd mit Red-Merle © Sonja-Kalee / Pixabay

Vom Merle-Faktor betroffen sind nur Bereiche im Fell, in welchem ausschließlich Eumelanin vorkommt, also braun und schwarz. Fellbereiche in denen nur Phäomelanin gebildet wird, sind nicht betroffen; dazu zählen blond und rot.

Gesichtsblässen, weiße Pfoten und ein weißer Bauch haben nichts mit dem Merle-Faktor zu tun, auch wenn dieser für einen erhöhten Weißanteil im Fell verantwortlich ist. Hellbraune Abzeichen im Gesicht sind ebenfalls nicht betroffen, da diese durch Phäomelanin entstehen.

Durch die Mutation der einzelnen Gene entsteht ein okulokutaner Albinismus vom Typ 3. Hier liegt auch die Gefahr in der Zucht. Paart man zwei Hunde mit dem Merle-Gen, so kann es zu Missbildungen bei den Augen und Ohren kommen. Welpen aus einem solchen Wurf zeigen weniger Lebensfreude als andere und werden nur selten mehrere Jahre alt. Meist sind sie auf einem oder gar beiden Ohren taub, haben keine Linse im Auge oder zu kleine Augäpfel. Aufgrund dessen ist eine absichtliche Zucht mit zwei Merle-Genträgern gesetzlich verboten und wird als Qualzucht bezeichnet.

Das Gen wird intermediär vererbt, also verdoppelt sich nicht oder nimmt zu. Hunde mit Merle können zur Zucht verwendet werden, jedoch ausschließlich mit Hunden die dieses Gen nicht in sich tragen. Die Welpen aus einem solchen Wurf haben eine 50 %-Chance auf den Merle-Faktor im Fell. Leider kann das Gen auch bei Tieren aus einer heterozygoten, also einer 50 %-Zucht zu Taubheit führen.

Border-Collie mit Merle-Faktor
Border-Collie mit Merle-Faktor © Phebe77 / Pixabay

In Einzelfällen ist Merle nicht immer offensichtlich zu erkennen. Hunde mit dem Extension-Locus können rotbraun oder golden sein, ohne dass die Farben im Fell zerrissene Stellen aufweisen. Züchtern wird daher abgeraten, diese Tiere mit einem sichtbaren Träger des Merle-Gens zu verpaaren.

Da der Merle-Faktor mit Albinismus zusammenhängt, können betroffene Tiere zwei unterschiedliche Augenfarben oder auch zwei Augenfarben in derselben Iris aufweisen. So etwas Ähnliches gibt es auch bei Menschen. Wir haben bereits darüber einen Artikel verfasst, nämlich Odd-Eyes — ein Augenpaar, zwei Farben.

31. März 2019
Jacqueline Elisabeth Mariacher


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